Reptilien

Reptilien statt Kuscheltier

von Christiane Flechtner

Sie fühlen sich sonderbar an und sehen merkwürdigaus, sind schuppig und hart oder eher pelzig und weich. Und sie erinnern mit ihren Panzern und Höckern, starren Augen und gespaltener Zunge an längst vergangene Zeiten. Die Rede ist von Reptilien, zu denen die Schildkröten, Brückenechsen, die Gruppe der Krokodile und die Schuppenkriechtiere gehören.

Manch einem sind sie eher unheimlich und vielleicht sogar eklig. Aber es gibt viele Menschen, die von diesen so perfekt an ihre Umwelt angepassten Tieren fasziniert und begeistert sind. Eine kleine Gruppe von Reptilienfans hält sie sich sogar zu Hause und holt sich so ein Stückchen Wüste oder Urwald ins eigene Wohnzimmer. Doch unüberlegt sollte ein solches Tier nicht im Zooladen um die Ecke gekauft werden, auch wenn es billig ist und schön aussieht. Denn so ganz einfach ist die Haltung von Reptilien nicht, und es erfordert eine Menge Know-how, um dem Tier den Lebensraum zu schaffen, in dem es sich trotz Gefangenschaft wohl fühlt. Die Tipps dazu gibt es hier.

Was sind Reptilien?

Zusammen mit den Säugetieren und Vögeln gehören Reptilien wie auch Amphibien zu den Wirbeltieren mit vier Gliedmaßen, auch wenn beispielsweise Schlangen keine Beine mehr besitzen. Rund 6.600 Reptilienarten sind heute auf unserer Erde beheimatet. Reptilien sind wechselwarme Tiere, das heißt, ihre Körpertemperatur hängt von der jeweiligen Umgebung ab. Ihre wasserundurchlässige Haut ist meist von Schuppen bedeckt oder durch Hautknochen verstärkt. Drüsen fehlen fast völlig. Ihre Färbung dient entweder der Tarnung oder der Abschreckung. Die Haut der Echsen kann pelzartig weich sein wie beim Gecko oder perlenartig höckerig wie bei den Krustenechsen. Schlangenschuppen sind entweder ganz glatt oder stark gekielt. Auch die Augen sind unterschiedlich: Während Echsen meist bewegliche Augenlider haben, sind sie bei den Schlangen starr. Aufgrund ihres Körperwachstums müssen die meisten Reptilien sich regelmäßig häuten. Schlangen streifen diese in einem Stück ab, Echsen häuten sich hingegen stückchenweise. Reptilien benötigen zur Fortpflanzung kein Wasser. Ihre Eier sind durch eine harte Schale vor Feuchtigkeitsverlust geschützt. Bei einigen Arten entwickeln sich die Jungen im Körper des Weibchens.

Schlangen

Schlangen besitzen weder Beine, Augenlider noch äußere Ohröffnungen und sind am ganzen Körper mit Schuppen bedeckt. Sie sind Fleischfresser und haben unterschiedliche Methoden der Fortbewegung und Jagd entwickelt. Das wichtigste Sinnesorgan ist die gespaltene Zunge, mit deren Hilfe sie den Geruch der Beute wahrnehmen können. Hierzu gehört die Strumpfbandnatter, die sich in einem Aquaterrarium mit einer Wasserhöhe von 10 bis 20 cm und zwei Dritteln Landteil, Wasser- und Kletterpflanzen sowie Kletterästen wohlfühlt. Die Temperatur sollte tagsüber 18 bis 30 Grad, nachts 18 Grad betragen, während der Ruhezeit von November bis Februar 15 bis 18 Grad. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 70 bis 95 Prozent hoch sein. Einmal pro Woche hat die Sumpfbandnatter Appetit auf Fisch, Regenwürmer oder Nestjunge Mäuse.


Für ein Waldterrarium geeignet ist die aus Nordamerika stammende Kornnatter. Doch Vorsicht: Strumpfband- und Kornnattern werden bis zu über einen Meter groß (Terrariumgröße: mind. 125 x 75 x 50 cm bzw. 150 x 60 x 100 cm). Auch die Amurnatter oder die Bändernatter sind für Terrarieneinsteiger geeignet. Beliebt ist auch die rot-schwarz-weiß-geringelte Königsnatter. Vorteil: Sie wird nicht länger als 50 Zentimeter. Entsprechend kleiner kann das Terrarium sein. Ganz tabu sind Giftschlangen, ihr Verkauf ist verboten.

Schildkröten

Die meisten Schildkröten leben im Süßwasser, es gibt jedoch auch Meeresschildkröten und eine Reihe von landlebenden Arten. Letztere ernähren sich in der Regel von Pflanzen, während die meisten aquatischen Arten Allesfresser sind. Landschildkröten sind beliebt, doch ist zu beachten, dass sie unter strengem Artenschutz stehen und meldepflichtig sind. Außerdem werden sie sehr alt – man muss sich also beim Kauf bewusst sein, dass dieses Tier über Jahrzehnte quasi ›Familienmitglied‹ ist.

Die Spitzkopfschildkröte oder auch die Schlangenhalsschildkröte können gut im Aquaterrarium gehalten werden. Beliebt als Haustier ist auch die Schmuckschildkröte. Doch Vorsicht: Schmuckschildkröten werden bis zu 30 Zentimeter groß. Mit der Folge unüberlegter Schildkrötenkäufe hat der Reptilienzoo Happ in Klagenfurt zu kämpfen: »Zu uns kommen leider derart viele Tiere aus privater Haltung, dass wir manchmal schon an Platzmangel leiden«, erklärt Helga Happ, Sachverständige für Reptilien und Gifttiere. »Diese Schildkröten ›überschwemmen‹ regelrecht unser Land und werden, wenn sie zu groß für das Aquarium sind, einfach ausgesetzt. Hier fressen sie, da sie keinen natürlichen Feind wie Krokodile und Alligatoren haben, unsere geschützten Lurche und verdrängen die Europäische Sumpfschildkröte.“

Echsen

Es gibt mehr als 3.400 Echsenarten, die sich im Aussehen und Verhalten beträchtlich unterscheiden können. Die kleinsten Mitglieder dieser Reptilien-Unterordnung sind winzige Geckos, die größten Warane von bis zu drei Metern Länge. Es herrschen in dieser Gruppe große Unterschiede in Gestalt, Skelettstruktur, Färbung, Ernährung, Fortpflanzung, Verteidigung und Lebensweise. Obwohl einige Echsenarten furchterregend aussehen, sind nur zwei giftig (Skorpions- und Gila-Krustenechse). Als Reaktion auf Gefahren haben viele Echsen die Fähigkeit, ihren Schwanz ganz oder teilweise abzuwerfen. Er wächst dann wieder nach.

Als Besonderheiten zählen auch die Haftlamellen vieler Geckos an ihren Gliedmaßen zum besseren Klettern und Festhalten an steilen Flächen. Als Terrarientiere sind unter anderem der Leopardgecko, Streifenbasilisk, Stachelleguan und die Bartagame geeignet. Der Leopardgecko wird bis 20 cm groß und lebt am Boden. Er ist nacht- und dämmerungsaktiv. In einem Wüstenterrarium (60 x 50 x 50 cm) mit Steinaufbauten, Sand, Geröll mit feuchten Schlupfwinkeln und Trockengräsern fühlt er sich tagsüber bei 30 Grad, nachts bei 20 Grad in einer Luftfeuchtigkeit von 50 bis 70 Prozent wohl. Er frisst dreimal wöchentlich Insekten oder nestjunge Mäuse. Ähnlich zu pflegen sind Stachelleguan und Bartagame. Sie sind tagaktiv und sollten nur mit mehreren Tieren gehalten werden. Im Wüstenterrarium (80 x 50 x 50 cm) mit Steinaufbauten, Kies und trockenen Sträuchern, Temperaturen von tagsüber punktuell bis 40 Grad und nachts 15 Grad, mit Sonnenplätzen und UV-Bestrahlung und einer Luftfeuchtigkeit von 50 bis 70 Prozent fühlen sie sich wohl.

Auch der Streifenbasilisk ist für Terrarien geeignet, doch wird er bis 75 cm lang (Kopf-Rumpflänge 20 cm) und braucht ein dementsprechend großes Regenwaldterrarium (120 x 60 x 80 cm) mit Kletterästen, Wasserbecken und hartlaubigen Pflanzen. Er ist tagaktiv, scheu und hektisch, gesellig lebend und badet gern.

Von bestimmten Leguanarten ist abzuraten. Der bei vielen Terrarienfans beliebte Grüne Leguan erreicht eine Größe von bis zu zwei Metern und wird zum Problem, wenn er seinem Besitzer zu groß wird. Nicht für Anfänger geeignet sind Chamäleons. Auch wenn ihr Farbwechsel, der Beutefang mit der klebrigen Zunge und die unabhängig voneinander beweglichen Augen interessant zu beobachten sind, ist die Haltung eines Chamäleons kompliziert. Übrigens sind Chamäleons meldepflichtig.

Ganz egal, ob Gecko oder Natter, Bartagame oder Griechische Landschildkröte – jeder, der sich ein Terrarium einrichten möchte, muss sich seiner großen Verantwortung für die Tiere bewusst sein, die er meist über mehrere Jahre hat. »Grundsätzlich sollte jeder Tierfreund die Tierart halten dürfen, die seinem Interesse entspricht, solange keine Gefahr für seine Mitmenschen ausgeht«, erklärt Helga Happ. So ist die Haltung gefährlicher Tiere wie Giftschlangen in Österreich bewilligungspflichtig, in Wien und Kärnten sogar verboten. »Das spezielle Anfängertier gibt es eigentlich nicht«, sagt die Reptilienspezialistin, »Reptilien stellen nun einmal spezielle Ansprüche an die Haltung, und wenn man diese erfüllt, kann man fast jedes Tier, das es im Handel gibt, halten.«

Es gibt viele Reptilienhalter, deren Tierhaltung vorbildlich ist. In die Schlagzeilen kommen nur die Negativbeispiele: »Wenn es zum Beispiel um umgekommene oder ausgesetzte Tiere geht, wenn illegale Giftschlangenhaltung aufgedeckt wird oder es sich um Tierschmuggel dreht«, sagt sie. Doch Helga Happ ist dennoch optimistisch: »Tausende Menschen halten in Österreich Reptilien, züchten artengeschützte Tiere.

Das richtige Terrarium

Größe
Es gibt kein allgemein verbindliches Standardmaß für die Terrariumgröße – der jeweilige Raumbedarf wird von der Größe und dem Verhalten der Tiere bestimmt. Terrarium für Kletterer: Es empfiehlt sich, die Höhe stärker zu nutzen und das Verhältnis auf 1:1:2 zu verändern. Terrarium für Bodenbewohner: Hier eignet sich ein flaches Terrarium mit den Ausmaßen 2:2:1. Terrarium für Wasserbewohner: Hier bietet sich ein Aquarium im Verhältnis 2:1:1 an.

Glas oder Kunststoff?
Vorzuziehen sind mit Silikon verklebte Ganzglasterrarien. Die Kunststoffterrarien mit geschlitztem Deckel dienen allenfalls zur kurzfristigen Unterbringung, aber auch als Quarantäne- oder Aufzuchtstation. Luftzirkulation: Zur Be- und Entlüftung soll jeweils vorn oder seitlich im unteren Drittel sowie im Deckel eine Fläche von mindestens 10 Prozent perforiert sein.

Terrarientyp: Das Regenwaldterrarium sollte wenigstens 80 x 40 x 40 cm groß sein. Viele Pflanzen, vielleicht sogar eine Pflanzwand sind wichtig, aber auch Sonnenplätze für sonnenbadende Reptilien, die mit handelsüblichen Spotstrahlern beheizt werden. Das Wüstenterrarium wird mit Steinen, Holz, Sand und Trockenpflanzen ausgestattet. Es gibt verschiedene Versionen des Aquaterrariums: Das Aquarium für Wasserbewohner und Aquaterrarien mit Trockenplätzen, mit feuchter Insel oder mit Landzonen – je nachdem, welches Tier hier einzieht.

Notwendige Technik: Da die Tiere fast ausschließlich aus tropischen und subtropischen Zonen stammen, muss das Terrarium mit technischer Hilfe klimatisiert werden: Zur Beheizung empfehlen sich Boden- oder Wasserheizung und Spotstrahler als lichtspendende Wärmequellen. Um die Temperaturen zu regeln, dienen Schaltuhren und Thermostat. Notwendig zur Überprüfung sind Thermometer (Temperatur) und Hygrometer (Luftfeuchtigkeit). Leichtstofflampen, Spotstrahler, Quecksilberdampf- und Metallhalogendampflampen und UV-Strahler sorgen für die Beleuchtung und zum Teil auch für Wärme. Für das Aquaterrarium ist auch ein Wasserfilter notwendig.

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